Umweltminister Wolfram Günther: »Der Wald erneuert sich. Das gibt Hoffnung.«
06.09.2022: Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft
Umweltminister Wolfram Günther hat am Montag (5.9.) einen Teil der fünf Brandherde in Grenznähe im Nationalpark Sächsische Schweiz besichtigt. Gemeinsam mit Ulf Zimmermann, dem Leiter der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz, und Landesforstpräsident Utz Hempfling machte sich Günther rings um den Großen Winterberg (Bereich Katzenstein, Friensteingebiet) erneut ein Bild von den Brandschäden sowie von der bereits wieder eingesetzten Dynamik der Natur. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung und auch darüber hinaus von Sachsenforst nahmen am Termin teil und berichteten Staatsminister Günther von ersten Erkenntnissen seit Ende der Brände.
Aus diesem Anlass sagte Staatsminister Günther: »Der Waldbrand ist ein tiefer Einschnitt für die Einwohnerinnen und Einwohner sowie den Tourismus in den betroffenen Gebieten. Der Brand war der größte in der Geschichte des Nationalparks, konnte aber dank des Einsatzes der Feuerwehren und Hilfskräfte auf 1,6 Prozent der Nationalparkfläche begrenzt werden. Damit sind auch viele Lebensräume geschützter Tier- und Pflanzenarten unversehrt geblieben. Dafür danke ich allen Rettungskräften, Helferinnen und Helfern von ganzem Herzen. Besucherinnen und Besuchern steht auch weiterhin fast der vollständige Nationalpark ohne Brandspuren zur Verfügung. Schadflächen, auf denen die zwischenzeitlich erfolgte Naturverjüngung beobachtet werden kann, bieten einen Blick in die Zukunft des Waldes. Naturverjüngung heißt hier: Bereits kurz nach dem Brand treiben Gräser, Farne, Sträucher und selbst einzelne Bäume wieder aus. Die Fähigkeit des Waldes, sich zu regenerieren und zu erneuern, macht Hoffnung. Denn wir wollen, dass im Nationalpark klimastabile und artenreiche Wälder nachwachsen. Die Natur im Nationalpark ist bereits auf diesem Weg. Und ganz deutlich: Natürliche Entwicklung und touristische Nutzung gehören im Nationalpark Sächsische Schweiz zusammen. Ein weiterer Punkt ist mir sehr wichtig: Das Rauch- und Feuerverbot in allen Wäldern muss noch mehr in die Köpfe und Herzen der Menschen. Die Nationalparkwacht richtet weiterhin ihren Fokus darauf. Brandstiftung, auch wenn sie fahrlässig geschieht, ist absolut unverantwortlich, gefährdet Menschenleben und verursacht hohe Sachschäden.«
Die bisherigen Erkenntnisse auf der Fläche ergeben folgendes Bild:
Nach derzeitigem Kenntnisstand war der Waldbrand mit 150 Hektar der bisher größte im Nationalpark, betrifft aber nur 1,6 Prozent der Nationalparkfläche. Aufgrund des unmittelbaren Zusammenhangs mit dem Waldbrand im Nationalpark Böhmische Schweiz, wo die betroffene Fläche wesentlich größer ist, wird die Nationalparkverwaltung bei der Auswertung des Waldbrandes eng mit den böhmischen Kollegen zusammenarbeiten. Derzeit kann Brandstiftung noch nicht ausgeschlossen werden, was Gegenstand weiterer Untersuchungen ist.
Die Feuer sind entlang der Grenze von tschechischer Seite übergesprungen. In mehreren Flächen waren zusätzliche Brandherde vermutlich durch Funkenflug in teilweise größerer Entfernung entstanden.
Die Feuer wurden anfangs durch starke Winde von Osten her in den Nationalpark eingetrieben. Es sind zum größten Teil Waldflächen in der Kernzone betroffen, die aufgrund der Topografie nur sehr schlecht für Fahrzeuge erreichbar sind und seit Jahrzehnten beidseits der Grenze als besonders ruhige Bereiche für die Natur geschont wurden.
Mit dem System der Rettungswege im Nationalpark war in vielen Fällen eine gute Zugänglichkeit für die zahlreichen Fahrzeuge vorhanden. Aufgrund der Topografie der betroffenen Flächen waren aber für die Löscharbeiten in den abgelegenen Fels- und Steilhangbereichen lange und zum Teil komplizierte Strecken zu Fuß zu überwinden. Es handelte sich hier teilweise um die am weitesten abgelegenen Bereiche im Nationalpark.
Durch den Waldbrand oder die Löscharbeiten ist kein Wanderweg längerfristig unpassierbar geworden.
Von den Bränden sind die unterschiedlichsten Waldtypen betroffen. Typische Fichten-Wälder mit hohem borkenkäferbedingten Totholzanteil, typische Riff-Kiefernwälder mit Birke und Eiche durchsetzt, aber auch buchendominierte Bestände.
In den Riffbereichen wurden zudem teilweise wertgebende Lebensraumtypen zerstört.
Die Dynamik der Natur hat umgehend eingesetzt. Frisches Farngrün sowie Gräser stehen bereits auf den abgebrannten Teilflächen. Frische Birkensämlinge wachsen bereits auf, auch aus den Wurzelanläufen abgebrannter Birken wachsen bereits wieder neue Triebe.
Die künftige Waldbrandstrategie muss die verschiedenen speziellen Anforderungen der Sächsischen Schweiz an das Material sowie die Menschen berücksichtigen. Es braucht ein enges Zusammenspiel von Mensch und Technik mit den notwendigen Gebietskenntnissen vor Ort.