Aktuelle Informationen zu den Waldbränden 2022

Pressemitteilungen zur Waldbrandthematik (Nationalparkverwaltung, ab Juli 2022)

Karte der vom Waldbrand ab dem 25.07.2022 betroffenen Flächen im Nationalpark Sächsische Schweiz (Nationalparkverwaltung, September 2022)

  • Download der Karte (1 MB)
  • Ergänzende Informationen: Vom Waldbrand waren etwa 113 ha (1,13 km²) teilweise betroffen. Das entspricht 1,2 % der Fläche des Nationalparks (93,5 km²) bzw. 0,3 % der Fläche der Nationalparkregion (Nationalpark und Landschaftsschutzgebiet) Sächsische Schweiz

Waldbrandschutzkonzept Nationalparkregion Sächsische Schweiz (Prof. Dr. Michael Müller, August 2023)

Bericht der Expertenkommission »Waldbrände Sommer 2022  in Sachsen« (Februar 2023)

Gutachterliche Stellungnahme zum Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz (Prof. Dr. Michael Müller, Januar 2023)

Studie zu Entstehung und Ausbreitung des Feuers im Nationalpark Böhmische Schweiz (Autorenkollektiv, November 2022)

FAQ – Antworten auf die häufigsten Fragen zum Brandgeschehen (Nationalparkverwaltung, 07.10.2022)

Wo und wodurch wurde der Brand ausgelöst?

Der Waldbrand hatte seinen Ursprung in der Böhmischen Schweiz (Tschechien) in der Nähe des Prebischtor.
Die Brandursachenermittlung ist Aufgabe der Polizeibehörden.

Was sind häufige Auslöser von Waldbränden?

Insbesondere in Verbindung mit Trockenheit sind die Hauptauslöser für Waldbrände:

  • Fahrlässige Brandstiftung, z.B. durch Lagerfeuer, Zigaretten, Funkenflug oder große Hitze durch Maschinen und Fahrzeuge (2020: 75,2 % der Fälle in sächsischen Wäldern)
  • Vorsätzliche Brandstiftung (2020: 10,1 % der Fälle)
  • Blitzschlag (2020 in 1,8 % der Fälle)

Herumliegende Glasscherben hingegen sind entgegen weitverbreiteter Auffassung keine Brandauslöser (siehe: http://www.soil.tu-bs.de/download/downloads/pubs/2007.AFZ-18-990-TMueller-Verursacht-Glas-Waldbraende.pdf ).

Wie verlief das Brandgeschehen?

  • 24.07.: Waldbrand in der Böhmischen Schweiz (Tschechien)
  • 25.07.: Waldbrand überschreitet die Grenze zu Sachsen
  • 26.07.: Gemeinde Bad Schandau Katastrophenalarm aus und überträgt damit die Einsatzleitung an das Landratsamt Sächsische Schweiz – Osterzgebirge (LRA SOE). Dieses verfügt ein Allgemeines Waldbetretungsverbot für den gesamten Landkreis SOE, begründet durch hohe Waldbrandgefahrenstufen im gesamten LK und Bündelung der verfügbaren Einsatzkräfte im Waldbrandgebiet.
  • 29.07.: Nach Auffinden von Brandnestern in der Gemeinde Sebnitz löst auch sie Katastrophenalarm aus.
  • 07.08.: LRA verfügt Aufhebung des Allgemeinen Waldbetretungsverbotes, gleichzeitig Waldbetretungsverbot für das Einsatzgebiet
  • 09.08.: Aufhebung des Katastrophenalarms für Sebnitz
  • 11.08.: Verkleinerung des Einsatzgebietes auf das Gebiet zwischen Elbe, Kirnitzsch und Staatsgrenze
  • 19.08.: Aufhebung des Katastrophenalarms für Bad Schandau. Damit liegt die Einsatzleitung nicht mehr beim LRA und das vom LRA verfügte Waldbetretungsverbot wird unwirksam. Zur Brandnachsorge wird ein Waldbetretungsverbot für das – abermals reduzierte – Einsatzgebiet (östlich der Schrammsteine) verfügt.
  • 27.08.: Waldbetretungsverbot wird gänzlich aufgehoben

Wie viel Fläche hat im Nationalpark gebrannt?

Im Nationalpark Sächsische Schweiz hat es auf einem Umgriff von rund 150 ha gebrannt. Innerhalb der 150 ha waren laut der neuesten bodengebundenen Messungen der Nationalparkverwaltung 113 ha betroffen (1,13 km²).

Der Nationalpark hat eine Größe von rund 9 350 ha. Das Landschaftsschutzgebiet umfasst rund 28 750 ha.

Im Nationalpark Böhmische Schweiz haben 1.060 ha gebrannt.

Welche Arten von Wald haben gebrannt?

Es waren alle Arten von Wald betroffen: Buchenwald (rund 2%), abgestorbener Fichtenwald (rund 40 %), Felsriffkiefernwälder mit Birken (rund 40 %), Lärchenwald (rund 10%) und auch Bereiche mit viel Naturverjüngung (Reitsteig). Im Nationalpark Böhmische Schweiz brannte eine große Kahlschlagfläche.

Liegt im Nationalpark besonders viel totes Holz herum?

Das Ziel von Nationalparks ist der Schutz natürlicher Abläufe, ohne dass der Mensch eingreift. Naturwälder haben normalerweise einen Totholzanteil zwischen 10 und 20 % im Vergleich zu den lebenden Bäumen.

Leider sind 2018 – 2020 aufgrund der extremen Trockenheit, hoher Temperaturen und dem daraus resultierendem Borkenkäferbefall 2000 ha Fichtenwälder im Nationalpark in kurzer Zeit abgestorben. Dieser bedauerliche Verlust führte dazu, dass auf dieser Fläche ungewöhnliche Mengen an Totholz standen.

Auf diesen Flächen sind bereits an vielen Stellen junge Bäume aufgegangen, nicht nur Fichten. An anderer Stelle sind Anpflanzungen der Nationalparkverwaltung aus den ersten 30 Jahren der Waldpflege mit Buche und Weißtanne nun freigestellt und können sich mit mehr Licht besser entwickeln.

Hinweis: Auf den unmittelbar vom Brand betroffenen Flächen kann aktuell besonders viel liegendes Holz ausgemacht werden. Bei der Brandbekämpfung wurden zur Sicherheit der Einsatzkräfte verbrannte bzw. einsturzgefährdete Bäume vorsorglich gefällt.

Welche Rolle spielt Totholz im Wald?

Liegendes und stehendes Totholz schützt die jungen Bäume vor zu viel Sonneneinstrahlung und austrocknendem Wind. Wenn das Totholz zersetzt wird, stehen den jungen Bäumen Nährstoffe zur Verfügung.

Jede vierte Tierart des Waldes braucht zum Überleben das Holz abgestorbener Bäume. In Mitteleuropa leben im und am Totholz mehr als 2.500 Pilze, Algen und Flechten, über 1.700 Käferarten, viele Mücken-, Fliegen- und Wespenarten, mehr als 60 Vogelarten, 23 Fledermausarten und Vierbeiner wie Baummarder, Siebenschläfer und die Wildkatze.

Die Fragen, in wie weit Brandverläufe in dem Schutzgebiet durch Totholz beeinflusst wurden und ob es signifikante Unterschiede zu Bränden im bewirtschafteten Wald gibt, lässt das Umweltministerium durch die kürzlich eingesetzte Waldbrandexpertenkommission untersuchen. Zudem erstellt das Umweltministerium gemeinsam mit Brand- und Katastrophenschutzbehörden und in Abstimmung mit der Entwicklungskommission des Landkreises ein Waldbrandschutzkonzept speziell für die Sächsische Schweiz.

Welche Rolle spielen Glutnester tief unter der Erde?

Die auf dem trockenen Boden liegende Nadelstreu verwittert in der Sächsischen Schweiz vergleichsweise langsamer als bspw. Laubstreu. Grund sind der trockene Sandboden (Trockenheit verlangsamt die Verwitterung) und das saure Milieu im Boden, das ebenfalls zu einer geringeren Verwitterungsgeschwindigkeit beiträgt.

Dadurch sammelt sich hier eine dickere Humusschicht an. Bei einem Brand oder auch nur einem Lagefeuer glimmt diese Humusschicht in tieferen Schichten weiter, auch wenn es an der Oberfläche so aussehen mag, als sei die Glut gelöscht.

Unter anderem durch diese Glutnester wurden die Löscharbeiten in die Länge gezogen.

Gibt es Wege im Nationalpark, die die Feuerwehr befahren kann?

Im Nationalpark gibt es ein mit den Gemeinden vereinbartes Rettungswegenetz von 140 km. Diese Wege (und Brücken) sind mit 40 t befahrbar. Auf ihnen wird das Lichtraumprofil (Äste) immer wieder freigesägt, so dass die Fahrzeuge der Feuerwehren durchfahren können, ohne sich zu verhaken.

Auf den weiter ins Gebiet führenden einspurigen Wanderwegen ist es an vielen Stellen nicht möglich, mit größeren LKW zu fahren. Hier kamen während der Brandes Quads oder kleine Raupenfahrzeuge zum Einsatz.

Gab es vor dem Feuer unpassierbare Wege?

Vor dem Waldbrand waren von den insgesamt 400 km Wanderwegen (inkl. der 140 km Rettungswege) 380 km begehbar bzw. befahrbar (u.a. alle Rettungswege außer 900 m im Großen Zschand). 20 km galten am 20.07. als nicht passierbar. Dies waren vor allem einspurige Wanderwege.

Sind alle Sperrungen aufgehoben?

Alle Sperrungen, die während der Brandbekämpfung erforderlich waren, sind seit dem 27.08. aufgehoben. Wie schon vor dem Waldbrand sind aufgrund von hoher Baumsturzgefahr vereinzelt Wege (außerhalb der Brandflächen) unpassierbar, siehe Wegeservice: https://www.nationalpark-saechsische-schweiz.de/aktuelles/wegeservice-und-wegeinfo/ 

Kann man wieder zum Prebischtor gehen?

Ja. Aktuelle Informationen hält die Nationalparkverwaltung Böhmische Schweiz auch auf deutscher Sprache bereit – siehe www.npcs.cz

Kehrt nach einem Waldbrand die gleiche Natur zurück (Kiefern) oder eine andere (Misch- und Laubwald)?

Nach den aktuellen Erfahrungen auf Waldbrandflächen der letzten Jahre wachsen als erstes vor allem Birken und Kiefern auf den Waldbrandflächen. Dies sind auf den Felsriffen die natürlicherweise vorkommenden Hauptbaumarten. Stellenweise wachsen auch Pappeln.

Sollen im Nationalpark junge Bäume angepflanzt werden?

Der Leitsatz der Nationalparke lautet „Natur Natur sein lassen“. Wir kennen die enorme Regenerationsfähigkeit von Wäldern auf Waldbrandflächen und können auf Beispielflächen im Nationalpark zeigen, dass dies auch in der Sächsischen Schweiz eindrucksvoll funktioniert.

Das Umweltministerium lässt aber auch die Frage des Anpflanzens von Bäumen durch die kürzlich eingesetzte Waldbrandexpertenkommission untersuchen. Zudem erstellt das Umweltministerium gemeinsam mit Brand- und Katastrophenschutzbehörden und in Abstimmung mit der Entwicklungskommission des Landkreises Sächsische Schweiz ein Waldbrandschutzkonzept speziell für die Sächsische Schweiz.

Die Nationalparkverwaltung ist offen für die Fragen rings um das Anpflanzen von Bäumen und wird die Ergebnisse der Kommissionen und Konzepte umsetzen.

Sind Zisternen und breite Schneisen im Nationalpark denkbar?

Ja: sieben Zisternen planten die Städte Bad Schandau, Sebnitz und Hohnstein bereits seit letztem Jahr verteilt über den gesamten Nationalpark. Das Umweltministerium fördert die Zisternen im Rahmen der Mehrwert-Initiative »Nachhaltig aus der Krise«. In Summe wurden für diese drei Projekte 522.000 Euro Zuwendung bewilligt.

Brandschutzschneisen müssen dauerhaft von Bewuchs freigehalten werden. Dies könnte aufgrund der Topographie und felsigen Untergrundes technisch problematisch sein. Die Maßnahme widerspricht zunächst auch den Schutzzielen im Nationalparks, kann aber dennoch geboten sein. Möglicherweise ergeben sich im Ergebnis der Expertenkommissionen vergleichbare Möglichkeiten, die Ausbreitung eines Waldbrandes auch in der Sächsischen Schweiz wirksamer zu begrenzen.

Wer wertet die Waldbrände aus?

Die Sächsische Regierung hat eine unabhängige Expertenkommission einberufen. Ziel der Kommission ist es, die Geschehnisse und Abläufe objektiv auszuwerten und daraus Maßnahmen zur besseren Prävention, Bekämpfung und Nachsorge von Waldbränden abzuleiten. Zur Pressemitteilung der Sächsischen Staatskanzlei: https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/1053422

Das Umweltministerium erstellt gemeinsam mit Brand- und Katastrophenschutzbehörden und in Abstimmung mit der Entwicklungskommission des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ein Waldbrandschutzkonzept. Dabei wird die vorgenannte Auswertung berücksichtigt. Zur Pressemitteilung des Umweltministeriums: https://www.sbs.sachsen.de/download/mismekul_Nach_dem_Feuer___Schlussfolgerungen_fuer_den_Nationalpark_und_die_Region.pdf

Die Nationalparkverwaltung und der Staatsbetrieb Sachsenforst werteten Mitte Oktober 2022 den Waldbrand mit allen Wehrleitern der Sächsischen Schweiz aus und lassen die Ergebnisse in die oben genannten Kommissionen mit einfließen.

Wie in allen Wäldern gilt auch im Nationalpark immer ein absolutes Rauch- und Feuerverbot!

Über die aktuelle Waldbrandgefahr laut Deutschem Wetterdienst informiert Sachsenforst.

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