(Deutsch) Weg zur Wildnis

Auf der Waldfläche am Reitsteig am Winterberg haben Sturm Kyrill und Borkenkäfer bereits 2007 den einstigen Fichtenforst zum Absterben gebracht. Die meisten Stämme sind inzwischen umgefallen. Sie liegen aber noch auf der Fläche. Hier können Sie Zeuge werden, wie sich seither erstaunlich schnell ein naturnäherer Wald zwischen den alten Stämmen entwickelt hat!

Inzwischen sind auf einem Großteil der Nationalparkfläche die Fichten abgestorben. Auslöser war vor allem die Trockenheit mit einer anschließenden Massenvermehrung von Borkenkäfern. Das Landschaftsbild mit den abgestorbenen Stämmen sieht für viele erschreckend aus. Doch es gibt berechtigte Hoffnung für einen vielfältigen Wald von morgen.

Es fällt Licht auf den Boden, Samen keimen. Pilze und Insekten zersetzen das Holz der abgestorbenen Fichten zu Humus und stellen so die Nährstoffe für die nächste Waldgeneration bereit. Ohne dass sie angepflanzt wurden, wachsen hier Birken, Ebereschen aber auch Buchen, Eichen, Kiefern und junge Fichten. Flechten und Moose profitieren ebenso wie Fledermäuse und Vogelarten von der neuen Situation. Dieser „naturgemachte“ Wald wird artenreicher und stabiler sein und mehr Lebensräume anbieten.

  • Bis 2007 Fichtenwald im Nationalpark
  • 2007 abgestorben durch Sturm Kyrill und Borkenkäfer
  • Seit 2007 selbstbestimmte Waldentwicklung ohne Eingreifen des Menschen
  • Heute: neuer vielfältiger Wald

#WegZurWildnis

Wie sieht er aus, der neue Wald?

Besuchen Sie den Weg zur Wildnis und entdecken Sie die unterschiedlichen Facetten und kleinen Wunder einer ungestörten Entwicklung der Natur!

Unter anderem erwarten Sie die folgenden Stationen:

Eröffnung WegzurWildnis
WzW Wegbeschreibung

Die Glücksfichte: Riechen Sie den Unterschied?

Der Borkenkäfer schon!

Forscher haben im tschechischen Nationalpark Böhmerwald festgestellt, dass das Harz von Fichten, die vom Borkenkäfer nicht angegriffen werden eine etwas andere chemische Zusammensetzung hat. Da Borkenkäfer ihren nächsten Wirtsbaum vor allem über den Geruchssinn aussuchen, könnte das veränderte Harz eine Ursache sein, dass diese Fichte heute noch lebt.

Der neue Wald bietet mehr Licht

Im neuen Wald gibt es mehr Licht als im früheren dunklen Fichtenwald. Dadurch werden Samen auf dem Boden angeregt, auszutreiben und zu stattlichen Bäumen heran zu wachsen.

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Der neue Wald bietet mehr Baumarten

Der frühere Wirtschaftswald hatte nur eine Baumart – die Fichte. Im neuen Wald des Nationalparks haben sich ohne Unterstützung des Menschen bereits sieben Baumarten von alleine auf dieser Fläche angesiedelt. Wind und unterschiedliche Tierarten haben ihre Samen hierhergebracht.

Wer pflanzt hier die Bäume?

Wer pflanzt hier eigentlich die Eichen, wenn es der Förster nicht tut?

Eichelhäher und Eichhörnchen verstecken jeden Spätherbst mehrere 1000 Eicheln und Bucheckern. Nicht alle finden sie wieder…

Der neue Wald bietet mehr Leben

Im neuen Wald gibt es, anders als im Fichtenwald, viele unterschiedliche Lebensräume wie Wiesen, niedrige Sträucher, höhere Gebüsche, junge Bäume, totes Holz, besonnte oder schattige Gebiete. Zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten können in diesen verschiedenen Lebensräumen siedeln. Im abgestorbenen Holz leben in Deutschland mehr als 1200 Pilzarten und 1500 Käferarten. Sie zersetzen es zu Humus für den Wald von morgen.

Der neue Wald bietet mehr Schutz

Das Wild gestaltet das Waldwachstum mit. Ungeschützte Bäume werden verbissen und in ihrem Wachstum behindert. Geschützte Bäume können sich nahezu ideal entwickeln, wenn umgefallene Stämme mit wehrhaften Ästen und Brombeeren sie vor Wildverbiss schützen.

Der neue Wald bietet mehr Entwicklung

Rote Waldameisen sind bemerkenswerte Baumeister und wählerisch, was die Lage ihres Baus betrifft. Schön sonnig sollte es sein. Ideal war deshalb diese lichte Stelle im Wald an einem Baumstumpf, die sie hier seit 2018 besiedeln. Wenn der Wald allerdings wieder dichter wird, wird ihr Haufen beschattet und sie müssen umziehen. Ihre Bauaktivitäten tragen zur Bildung von wertvollem Humus bei und bieten anderen Insekten eine Unterkunft. Auch die Waldameisen verbreiten Samen und treiben damit den natürlichen Waldumbau voran.

Neubeginn

Unser ehemaliger Kollege Joachim Thalmann war als Nationalparkrevierleiter 34 Jahre lang für diesen Wald verantwortlich. 2007, nach dem Wintersturm Kyrill, wurde beschlossen, dass sich der abgestorbene Fichtenwald hier ohne weiteres Eingreifen des Menschen entwickeln soll. Wir haben nachgefragt, wie er dieses Gebiet heute beurteilt:

Lieber Achim, welche besonderen Herausforderungen bedeutete es damals für Dich, den Borkenkäfer hier nicht bekämpfen zu dürfen?

Seit ich hier im Revier gearbeitet habe, war nach jedem Winter mein erster Gang hier in den damaligen Fichtenhochwald, weil ich wusste, dass er besonders gefährdet ist, vom Borkenkäfer befallen zu werden. Baum- oder Gipfelbrüche, die den Borkenkäfer besonders anlocken, haben wir immer sofort entfernt. 2007 brach der Wintersturm Kyrill 40 Fichten. Dann kam der Auftrag alle gefallenen Bäume gemäß den Nationalparkrichtlinien liegen zu lassen und den Borkenkäfer nicht zu bekämpfen – wir sind ja hier im Ruhebereich. Von da an haben die Borkenkäfer Jahr für Jahr fast alle Fichten auf diesem Plateau zum Absterben gebracht. Nachdem ich mein ganzes Berufsleben lang die Situation so im Griff hatte, war das für mich schwer auszuhalten.

Nun sind 15 Jahre vergangen: wie schätzt Du die Entwicklung auf dieser Fläche heute ein?

Ich hätte nicht gedacht, dass sich in dieser kurzen Zeit ein so dichter junger Wald bilden kann. 12 Baumarten habe ich hier auf der Fläche schon gesehen und kein einziger Baum ist von unseren Waldarbeitern angepflanzt. Alle haben sich durch Wind oder Tiere ausgesamt. Die großen Mutterbuchen am Rande der Fläche haben mit ihren Bucheckern viel dazu beigetragen.

Wird so eine Entwicklung auch in den anderen Fichtenwäldern stattfinden, die seit 2018 im Nationalpark auf großer Fläche abgestorben sind?

Ja, da bin ich zuversichtlich. Wie sich die Natur ohne Einfluss des Menschen entwickelt – das habe ich in den letzten 20 Jahren hier gelernt. Ich denke entscheiden ist das Licht – es kommt besonders in den abgestorbenen Flächen zum Boden durch. Trotz des hohen Aufkommens von verbeißenden Schalentierarten hat sich der Wald mit immenser Kraft entwickelt.

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