121. Ausgabe
April 2020

 

„Und irgendwie ändern sich nicht die Dinge an sich, sondern die Bedeutung, die wir ihnen geben …"

Wir alle befinden uns im Moment mitten in einer Situation, die wir so noch nicht kannten. An der Elbe haben wir durch die Hochwasser ein professionelles Krisenmanagement entwickelt, was uns auch jetzt hilft, sachlich, rational und mit Netzwerkkompetenz zu agieren. Hier leistet unsere Landkreisverwaltung mit Kommunen und zahllosen Partnern wirklich Großes!

Dankeschön auch den zahlreichen Berufsgruppen, die mit extremen Engagement daran arbeiten, alle wichtigen Formen der Daseinsvorsorge am Laufen zu halten - an der Kasse, an der Haustür, am Krankenbett, in der Behörde …

Es gibt jetzt viele tolle Beispiele für ganz uneigennützige und rasche Unterstützer und Helfer, für verrückte Ideen, die dazu beitragen, fast unmögliches machbar zu machen und für ganz viel Spontanes, hinter dem ein WIR steckt! Genial und das bezieht sich jetzt auf das Gen, was wir scheinbar doch noch in uns tragen – das „WIR – GEN“! Groß war die Sorge, dass es im täglichen Individualismus, in dem nicht enden wollenden Wettbewerb und „mehr“ von allem zu Schaden gekommen ist – aber nein – es hat wohl nur „gewartet“, sich endlich wieder nützlich machen zu können!

Unsere Aufgabe: Sich konsequent an die Sicherheitsvorkehrungen zu unserem Schutz zu halten.

Nicht wenige mit denen wir sprachen haben gesagt „ es ist bissel wie zum Hochwasser, stiller als sonst, aber die Menschen sind sensibler, aufmerksamer?…“ Fremde Menschen sprechen sich an, fragen nach dem Befinden, bieten Hilfe an. Das kommt uns so bekannt vor und stimmt uns optimistisch, dass WIR auch diese ganz besondere Situation zusammen in den Griff bekommen werden – dass sich das „Wie lange“ definieren wird und das „Danach“ bewältigt werden kann.

Und irgendwie werden sich die Dinge ändern und auch die Bedeutung, die wir ihnen geben werden …

Wir wünschen Ihnen alles Gute, bleiben Sie vor allem gesund und lassen Sie sich mit unserer Ausgabe inspirieren von dem, was geht in unserer Region.

Ihre Nationalpark-Verwaltung und der Verein Landschaf(f)t Zukunft e. V.

 

Was gibt's Neues?

 

Hallo Partner der Nationalen Naturlandschaften, wo seid Ihr?

Jörg Weber, MA Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz

Jetzt sind wir alle in Verantwortung! Eine noch nie dagewesene Anweisung: Geht auf Distanz! Das müssen wir jetzt einfach durchhalten, ohne Hintertürchen zu suchen. Jetzt ist einsam besser als gemeinsam. Die Zeiten werden "bald" besser. Danke.

Jetzt sind wir alle in Verantwortung! Eine noch nie dagewesene Anweisung: Geht auf Distanz! Das müssen wir jetzt einfach durchhalten, ohne Hintertürchen zu suchen. Jetzt ist einsam besser als gemeinsam. Die Zeiten werden "bald" besser. Danke.

Auf diesen zwei Seiten wird in aller Regel ein aktiver Partnerbetrieb vorgestellt, um seine Angebote zu präsentieren. Jetzt, zu Coronazeiten, ist das anders.

Das Zurückfahren des öffentlichen Lebens hat nun wirklich jeden Betrieb erreicht. Wir als Nationalparkverwaltung sind, wenn nicht Außenarbeiten anstehen, auch im Homeoffice tätig. Hier ruht aktuell die Arbeit nicht! Trotz der Saisonverschiebung arbeiten wir mit Hochdruck in der Verkehrssicherung an Straßen und Wegen. Ein Paradoxon, so kurz vor dem Saisonstart und bei Traumwetter. Aus voller Fahrt zum verordneten Rückzug. Jeder unserer 48 Partner könnte jetzt seine eigene Not beschreiben, die Not der Ohnmacht. Doch was wären aktive Partner, wenn bei ihnen nicht auch Chancen ihren Bühnenauftritt bekämen. Neue Ideen brauchen Vorlauf, dafür ist jetzt die Zeit.

Auf einmal erlangen Dinge Priorität, welche sonst vielleicht nie in Angriff genommen worden wären. Das Umsteuern braucht aber auch seine Anlernphase, wie das Homeoffice. Jetzt sind mehr denn je Kreativität und Unternehmerleidenschaft gefragt. Es ist die Zeit für Netzwerkarbeit, mit Abstand natürlich. Unglaublich – im 11. Jahr des Partnerprojektes solch ein Einschnitt!

Aber wenn wir nur vor dem Hafen kreuzen, stechen wir nie in See! Also, liebe Partnerbetriebe in ganz Deutschland, bitte zugehört! Die Saison verschiebt sich nur, aber dann wird durchgestartet. Und da jetzt alles Leben neu ausgerichtet wird, geht‘s sicher noch mehr auf Heimaturlaub. Die Schwaben lernen Sachsen kennen und umgedreht. Die Ferne hat dann Pause, das machen wir später wieder. Geben wir der Heimat die Chance, die sie braucht und denken um: Zum Beispiel Regionalität zu leben nach der Krise, wenn langsam wieder alles funktioniert. Und wenn dabei alle mitmachen – erstmal auch ohne volle Stadien – ist das Ziel erreichbar. Der Milchhof Fiedler auf den nächsten zwei Seiten ist da eine gute Adresse.

Sie gehören doch zum Leben: die Märkte, die Straßencafés, unser Dorfladen, die Busse, die Gasthäuser und Hotels, die morgendliche Frühstücksrunde unter Kollegen – alles, was jetzt so bitterlich ins Abseits geraten ist. Wir wollen doch nicht ewig nur Küche „to go“ und „Dinner for one“! Es sind die vielen tausend kleinen Dinge, die auf einmal fehlen.

Wir wissen alle nicht, wann der Traum vom Überwinden der Krise in Erfüllung geht, jedoch dürfen wir den Mut haben, ihn vorzubereiten. Das funktioniert nur mit Visionen, im Aktivsein. Die Digitalisierung hilft uns aktuell, wir leben und arbeiten im Abstandsmodus. Das darf sich danach bitte wieder ändern. Netzwerkarbeit ist schließlich Menschenarbeit, da sieht man sich in die Augen: ein Mensch, ein Wort.

Aktuell gehen wir gemeinsam durch die Täler, schließlich brauchen Gipfelstürmer auch eine Basis. Aber dann kommen alle mit zum Aufstieg, keiner bleibt zurück. Liebe Partnerbetriebe, denkt gemeinsam an den guten Aufstieg!

Ach übrigens, der Nationalpark wird 30 Jahre!

Ihr Jörg Weber

Familienbetrieb mit Tradition „Milchhof Fiedler GbR“

Kati Jaensch, Milchhof Fiedler Dorf Wehlen

Zweites Frühstück gefällig? Bald ist das auch wieder zu siebent möglich!

Zweites Frühstück gefällig? Bald ist das auch wieder zu siebent möglich!

Bereits seit 1992 wird in Dorf Wehlen beim Milchhof Fiedler das "weiße Gold" produziert. Im Jahr 2011 wurde der Betrieb von Christian und Doris Fiedler an die nächste Generation übergeben. Tochter Kati bewirtschaftet seitdem gemeinsam mit ihrem Mann Heiko Jaensch den Betrieb. Es wurde viel in die Automatisierung und Modernisierung des Betriebes investiert. Auf den etwa 170 Hektar des Betriebes wachsen neben dem Futter für die Rinder Brotweizen und Braugerste für den Markt.

Während viele andere Betriebe in den letzten zehn Jahren die Tierzahlen verdoppelt haben, setzte man bei der Milchhof Fiedler GbR auf die hofeigene Veredelung der Milch zu hochwertigen Milchprodukten. Zunächst startete man die erfolgreiche Kooperation mit dem mobilen Käser Achim Uhl aus Stollberg, der bis heute einmal pro Monat ca.?2.500?Liter Milch zu etwa zwölf verschiedenen Sorten an Hartkäse („Wehlräder“) verarbeitet. Mit Unterstützung von LEADER-Fördermitteln wurde 2018 zudem eine kleine, EU-zertifizierte Hofmolkerei auf dem historischen Fachwerkhof errichtet. Jede Woche werden dort zahlreiche Frischeprodukte wie z.B. Quark, Joghurt, Frischkäse, Feta, Butter und Buttermilch handwerklich hergestellt.

Die Vermarktung erfolgt über den kleinen Hofladen sowie über gekühlte Warenautomaten in Dorf und Stadt Wehlen. Am Produktionsstandort in Dorf Wehlen wird zusätzlich frische Rohmilch über einen Milchautomaten vermarktet (zugänglich 24/7). Ziel ist es auch, dem Verbraucher unter anderem mit zahlreichen Betriebsführungen die Landwirtschaft wieder etwas näher zu bringen.

Mittlerweile werden einmal wöchentlich weitere Direktvermarkter der Region mit den Frischeprodukten beliefert.

Um die extensiven Weideflächen im Nationalpark Sächsische Schweiz noch nachhaltiger nutzen zu können, erfüllte sich die Familie im Jahre 2018 mit dem Erwerb einer kleinen Mutterkuhherde der Rasse „Belted Galloway“ einen weiteren Traum. Die Herde ist nicht nur etwas für den verwöhnten Gaumen, sondern auch fürs Auge und fürs Herz!

Tipp: Die Kühlautomaten werden täglich bestückt und bedienen momentan gesteigertes Interesse! Besonders frische Eier vom Bauernhof stehen hoch im Kurs. Regionale Produkte sind gerade jetzt gefragt - vergessen wir es nicht.


Kontakt

Milchhof Fiedler GbR | Kati und Heiko Jaensch | Pirnaer Straße 19, OT Dorf Wehlen | 01829 Stadt Wehlen
Tel. 035024 79580 | Fax 035024 79580 | heikojaensch@hotmail.com

Der Kranich als Brutvogel in der Sächsischen Schweiz

Ulrich Augst, MA Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz

Hier ist absolute Ruhe und Abstand angesagt. In dieser Situation kann jede Störung von Außen zum Brutabbruch führen.

Hier ist absolute Ruhe und Abstand angesagt. In dieser Situation kann jede Störung von Außen zum Brutabbruch führen.

Früher galt der Kranich als heimlicher und recht seltener Brutvogel in den Teichlandschaften der nördlichen Oberlausitz. Sein Bestand nahm dank strenger Schutzmaßnahmen stetig zu und es erfolgte eine Ausbreitung auch in südliche Richtung. Schon seit gut 20 Jahren ist der Kranich als seltener Brutvogel in den böhmischen Teichgebieten östlich vom Elbsandsteingebirge bekannt. Aber auch in den Mooren und vernässten Wiesen des Erz- und Osterzgebirges stellten sich vereinzelt Kranichpaare ein und 2012 konnte dort eine erste Brut beobachtet werden.

So war es nur noch eine Frage der Zeit bis sich ansiedlungswillige Vögel auch im Elbsandsteingebirge zeigen würden. Im Jahre 2014 wurde dann das erste Paar an einem entlegenen Waldteich entdeckt. In dem und im Folgejahr konnte aber eine Brut nicht bestätigt werden. Möglicherweise waren einer oder beide Partner noch nicht geschlechtsreif. Ende Mai 2016 wurde in der Verlandungszone dieses Teiches dann das Nest entdeckt und ein noch sehr kleines Küken bestätigt, welches später mit seinen Eltern nahrungssuchend auf den benachbarten Wiesen beobachtet werden konnte. Im Folgejahr zog das Paar wieder einen, 2018 zwei Jungvögel groß. Im vergangenen Jahr wurde aber nur ein zerstörtes Nest gefunden. Als ich vor ein paar Tagen das Kranichrevier besuchte, hatte das Paar schon das neue, diesjährige Nest gebaut.

Kraniche sind sehr große Vögel, größer als Störche und Reiher, doch ist ihr Schnabel deutlich kürzer als bei diesen. Bis zu sieben Kilo kann ein Kranichmännchen wiegen. Ihre Flügelspannweite beträgt etwa zwei Meter. Die Grundfarbe des Gefieders ist grau, wobei der Rücken deutlich dunkler ist. Die inneren Armschwingen sind zu großen Schmuckfedern ausgebildet, welche einen buschigen Schwanz vortäuschen. Der Kopf ist schwarz-weiß gezeichnet und die rote Kopfplatte ist bei den Männchen größer als die der Weibchen. Das Flugbild der Kraniche ähnelt dem der Störche. Ihre Stimme ist ein unverwechselbares, weittragendes Schmettern und wird von den Altvögeln im Duett gebracht.

Coronavirus – eine Chance nicht nur für die Wanderfalken in der Sächsischen Schweiz

Hanspeter Mayr, Pressesprecher Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz

Zu Beginn der Coronakrise wurde es auf den Aussichtspunkten im Nationalpark schnell zu eng, wie dieses Symbolfoto aus dem letzten Sommer zeigt. Nicht nur der Mindestabstand zwischen den Menschen, sondern auch der zu den Nestern der geschützten Vogelarten sollte dringend und gerade jetzt eingehalten werden. So tragen Sie dazu bei, dass wir nach dem Ende der Ausgangsbeschränkungen hoffentlich wieder mehr beispielsweise Wanderfalken im Nationalpark erleben können.

Zu Beginn der Coronakrise wurde es auf den Aussichtspunkten im Nationalpark schnell zu eng, wie dieses Symbolfoto aus dem letzten Sommer zeigt. Nicht nur der Mindestabstand zwischen den Menschen, sondern auch der zu den Nestern der geschützten Vogelarten sollte dringend und gerade jetzt eingehalten werden. So tragen Sie dazu bei, dass wir nach dem Ende der Ausgangsbeschränkungen hoffentlich wieder mehr beispielsweise Wanderfalken im Nationalpark erleben können.

„Hier sind so viele Leute wie Pfingsten und Himmelfahrt zusammen“ fassten die Kollegen der Nationalparkwacht die Besucherströme in den ersten Tagen der Ausgangsbeschränkungen zusammen. Die Parkplätze fassten kein Stück Blech mehr und zugestellte Seitenstreifen ließen kein Durchkommen für Rettungsfahrzeuge zu. Sechs und mehr Personen, die dicht beieinander durch die Felsen wanderten, waren eher die Regel als die Ausnahme. Auf den beliebten Aussichten ging es viel zu eng zu.

Die Nationalparkwacht ist keine Hygienepolizei, aber die Kollegen hatten große Sorge, weil wir uns mitten in der sensiblen Brut- und Aufzuchtzeit im Nationalpark befinden! Die riesige Anzahl von Menschen auf und leider auch abseits der Wanderwege ließ kaum noch Spiel- oder wichtiger Lebensraum für die Eltern- und Jungtiere. Was passiert, wenn das jetzt so weiter gehen sollte?

Die Lage beim Coronavirus ist täglich neu und so gilt inzwischen die Allgemeinverfügung des Sächsischen Sozialministeriums vom 22.03. natürlich auch für die Besucher des Nationalparks. Unter www.coronavirus.sachsen.de heißt es bei den FAQ:

„Was wird unter Sport und Bewegung im Umfeld des Wohnbereichs verstanden?
… Diese räumliche Beschränkung ist immer mit Blick auf das Ziel auszulegen, Infektionsketten durch die Minimierung von Ansteckungsmöglichkeiten zu unterbrechen. Wege sind, soweit irgend möglich, auf ein Minimum zu begrenzen und Kontaktmöglichkeiten soweit möglich einzuschränken.
Ausflüge in weiter entfernt gelegene Erholungsgebiete, wie z.B. von Dresden in die Sächsische Schweiz zum Wandern, sind deshalb gerade nicht gestattet.“

 Unser Appell lautet daher: Lassen Sie uns im Nationalpark den aktuellen Stillstand als Chance für die in den letzten Jahren stark rückläufigen Populationen von Wanderfalken und anderen geschützten Tierarten begreifen. Verschieben Sie Ihre geplante Frühlingswanderung oder genießen Sie den Frühling in der neuen Ruhe an Ihrem Wohnort, denken Sie an Ihre Gesundheit und an die Flora und Fauna des Nationalparks – auch die Natur kann gerade jetzt etwas Ruhe sehr gut gebrauchen.

Die Zahl zwei – mit Abstand betrachtet!

Jörg Weber, MA Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz

Diese Bilder kennen alle! Bald wieder gemeinsam - nicht einsam! Die Natur saugt momentan die Stille auf.

Diese Bilder kennen alle! Bald wieder gemeinsam - nicht einsam! Die Natur saugt momentan die Stille auf.

Nicht immer beherrschen Zahlen unser Leben wie jetzt. Aktuell ist es die Zahl Zwei:
Zwei Meter Abstand zum nächsten Menschen, jeder zweite Stuhl fehlt an unseren Tischen, mehr als zwei Menschen sind jetzt eine Gruppe und zum Schluss: Nimm nicht mehr als zwei! Letzteres erklärt sich von selbst.

Unser Planet steht auf dem Prüfstand, wir unterliegen einem Stresstest von besonderer Qualität. Auf der einen Seite wird alles versucht, um gesellschaftlichen Frust zu vermeiden. Die Geschichtsbücher werden schreiben, dass es seit 70 Jahren nichts Ähnliches gegeben hat. Die Reaktionen sind unterschiedlich, zwei leere Regale reichen nicht!

Wir suchen nach Vernunft und Alltagstauglichkeit, nach Verständnis und Ideen, wir suchen nach Orientierung. Vielerorts mischt sich auch langsam wirtschaftliche Ohnmacht dazwischen. Die Welt ist augenscheinlich aus den Fugen geraten. Wir alle haben unser Dasein so perfekt organisiert, dass es jetzt, im Notfall der erzwungenen Entschleunigung, erst einmal nicht so recht zur Ruhe kommen mag. Die Summe der Terminabsagen ist so umwerfend, dass man sich fragt: Was ist denn sonst auf der Erde los? Nun, im vollen Lauf, der Stop!

Wie jede Krise hat auch diese Zeit Nischen der Hoffnung. Im Geiste aufeinander zugehen, helfen, wo Hilfe hingehört und neu erworbene Zeit sinnvoll nutzen. Das Leben muss sich in der Reduktion wiederfinden. Wir nehmen Geschwindigkeit raus, wenn es nicht schon passiert ist. Jegliche Ablenkungen stehen im Abseits, sogar das Europa-Abseits runder Bälle ist verschoben! Es wird anders sein, nach allem, was noch vor uns steht.

Die Hoffnung tagtäglich mit Leben zu füllen, grenzt an ein Bauwerk der Superlative. Doch wie anders kann es sonst gehen, wenn jetzt nicht Mitgefühl und Solidarität unser Dasein bestimmen. Freilich ist momentan Selberkochen angesagt, bitte nicht nur Nudeln. Und danach, nach dem Virus – geht es wieder in die Gastwirtschaft, sitzen wir wieder in Bus und Bahn und wir verlassen stolz den Corona-Pfad.

Doch jeder wird es merken, das, was danach kommen wird, es ist anders. Wir werden es spüren, wenn wir nicht die Vergangenheit ungefiltert wiederholen wollen. Unser ach so perfekt organisiertes Leben wird hoffentlich eine Anpassung prüfen. Es muss ein anderes werden, auch das müssen wir planen. Es kann nicht einfach so weitergehen. Wir werden uns mit Vokabeln umgeben, welche wir lernen müssen.

Dinge wie Maßlosigkeit, ungebremstes Wachstum, Egoismus und die Erfüllung jeglicher Wünsche, das sollte es nicht mehr geben.

Wir haben uns in den letzten Monaten viel über Nachhaltigkeit und Lebensqualität ausgetauscht. Jetzt, wo der Feind unsichtbar an unserem Dasein rüttelt, hat sich an der Situation nichts verändert, die Themen wurden nur verdrängt. Da Verdrängung bekanntlich nur einem Ortswechsel ähnelt, bleiben uns die Themen erhalten, nur an anderer Stelle. Sie werden nicht einfach verschwinden.

Ehe wir jedoch vom Danach reden, muss das Jetzt bewältigt werden. Behalten wir den Überblick, lassen Sie uns weiterhin logisch denken und nicht gedankenlos handeln. Hamster sind ausverkauft! Stellen wir uns auf die neue Situation ein und behalten den Mut, auch mal den Kurs zu ändern. Etwas Positives hat die Situation dann doch, wir rücken näher zusammen, obwohl wir zwei Meter Abstand haben. Reden wir darüber oder nutzen Gesten für die Verständigung.

Jetzt sind wir alle dabei, beim Stresstest und haben bald die Möglichkeit, viele Dinge neu zu ordnen. Es ist, als bricht ein neues Zeitalter an. Haben wir den Mut zu Veränderungen.

Mobilität verbindet – Erfahrungsaustausch der Regionen

Sten Eibenstein, Mobilitätsmanager Sächsische Schweiz

Hier durften wir noch gemeinsam auf den Berg! Für unsere Gäste aus dem Flachland ein besonderes Erlebnis.

Hier durften wir noch gemeinsam auf den Berg! Für unsere Gäste aus dem Flachland ein besonderes Erlebnis.

Kompetenznetz Touristische Mobilität

Vertreter der Regionen Barnim, Mecklenburgische Seenplatte-Müritz sowie der Sächsischen Schweiz trafen sich vom 12.?–?13.3.2020 zum Erfahrungsaustausch in Bad Schandau. Hintergrund sind die gemeinsamen Bestrebungen der Regionen, die Mobilität für Bewohner und Gäste zu optimieren. Ähnliche Voraussetzungen, wie die ländlich geprägten Strukturen sowie die Nähe zu Großstädten, sind dabei nur zwei von vielen Gemeinsamkeiten. Somit können unterschiedliche Lösungsansätze und Projekte bei Erfolg auf die jeweils anderen Regionen übertragen werden.

Kombination von ÖPNV und Wanderung hat überzeugt
Besonders positiv überrascht waren die Teilnehmer über die gute Verbindung zwischen ÖPNV und der Wanderroute. Gestartet am Nationalparkbahnhof Bad Schandau ging es mit der Buslinie 252 nach Reinhardtsdorf-Schöna. Von dort sind die Gipfel der Zschirnsteine und die Kaiserkrone schnell zu erreichen. Nach den wundervollen Fernsichten ging es weiter nach Schmilka. Mit der Fähre „Lena“, welche bereits 1927 gebaut wurde, setzten die Teilnehmer auf die andere Elbseite über. Am Parkplatz Schmilka erläuterte Herr Eibenstein, Mobilitätsmanager der LEADER-Region Sächsische Schweiz, welche Bedeutung der Ort für den Tourismus hat. Ein Punkt ist der grenzüberschreitende Busverkehr, welcher in der Saison die Besucher zwischen Sächsischer und Böhmischer Schweiz befördert.

Touristische Hotspots mit Ladesäulen
Gleichzeitig wurde die neue Ladesäule der ENSO vorgestellt. Damit hat der Energieversorger einen weiteren touristischen Hotspot an die Ladesäuleninfrastruktur angeschlossen. Dies ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum nachhaltigen Reiseziel.
Im weiteren Verlauf ging es mit der Buslinie 252 diesmal von Schmilka nach Bad Schandau zurück. Mit der abschließenden Fährfahrt endete die Exkursion am morgendlichen Ausgangspunkt - dem Nationalparkbahnhof Bad Schandau.
Das Fazit aller Teilnehmer: Die Wanderung in Kombination mit dem ÖPNV hat überzeugt.

Exkursion Tourismus Profis – Natur und Kulinarik „Gutes von hier.“

Kathleen Krenz, Regionalmanagement Sächsische Schweiz

Dittrichs Regionalregal bietet Einheimischen und Gästen eine vielfältige Auswahl an Produkten unserer Region.

Dittrichs Regionalregal bietet Einheimischen und Gästen eine vielfältige Auswahl an Produkten unserer Region.

Kalter Wildschweinbraten mit einer Auswahl an herzhaft scharfen Soßen vom Saupsdorfer Soßenpaten, Gulaschsuppe vom Wildschwein, Nudelsalat (Wehlnudel v. Pasta Lucia, Fruchtaufstriche von Kathleen Dittrich …) damit wurden die Teilnehmer der Exkursion Tourismus-Profis am 12.3.2020 im Landhaus „Zum Flößer“ in Hinterhermsdorf verwöhnt.

Den Appetit für dieses geschmackvolle Menü holten sich die 17 touristischen Dienstleister (Gastgeber, Mitarbeiter von Tourist-Informationen) und Interessenten bei einer Führung mit Nationalpark-Revierleiter Matthias Protze durch die „Waldhusche“. Gleichzeitig präsentierte er den Gästen seine kleine Schafherde und Imkerei, die er hobbymäßig betreibt. Alles in allem eine interessante Veranstaltung mit vielen konstruktiven Gesprächen.

Weichenstellung für Förderanträge im Projekt „Entwicklung unserer Kulturlandschaft“

Yvonne Bergmann, Regionalmanager Sächsische Schweiz

Während eines Workshops zur Gestaltung der Kulturlandschaft im Raum Lohmen/Wehlen, der im Pfarramt in Lohmen im letzten Jahr stattfand, wurden mit den Teilnehmern Maßnahmen und Projektansätze erarbeitet. Diese wurden nach Gesprächen mit den Flächeneigentümern und -bewirtschaftern konkretisiert und sollen jetzt umgesetzt werden. Die ersten Vor-Ort-Termine dazu fanden trotz anhaltenden Regens statt. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk auf den Zustand und das Vorkommen von Pflanzen- und Tierarten sowie den Wasserrückhalt und die Wasserleitfähigkeit der Böden gelegt. Mit diesen Erkenntnissen sind die ersten Schritte zur Gestaltung des jeweiligen Gebietes und zur Fördermittelbeantragung getan. Die ersten Projekte sollen noch in diesem Jahr realisiert werden.

Projekt zum Schutz der biologischen Vielfalt im Osterzgebirge gestartet

Henriette Schmidt und Ron Günther, Naturschutzstation Osterzgebirge e. V.

Artenreiche Feuchtwiese-mit Breitblättriger-Kuckucksblume

Artenreiche Feuchtwiese-mit Breitblättriger-Kuckucksblume

Seit September 2019 sind wir in der Naturschutzstation Osterzgebirge e.V. in Altenberg im ELER-geförderten Vorhaben „Osterzgebirge entdecken, Flächen pflegen, Gutes schmecken“ bis Ende 2022 beschäftigt.

Das Projekt dient der Vernetzung regionaler Akteure zum langfristigen Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt auf artenreichen Bergwiesen im Osterzgebirge durch eine naturschutzfachlich geeignete Bewirtschaftung. Zudem sollen die Produkte, die dort durch Beweidung oder Mahd entstehen – vorrangig Heu, Milch und Fleisch – in der Region adäquat vermarktet werden. Henriette Schmidt kümmert sich um die Pflege der Flächen und Ron Günther übernimmt den Aufbau eines Netzwerkes zur Vermarktung.

Das Vorhaben erstreckt sich über neun Gemeinden im Osterzgebirge. Wir stehen in Kontakt mit den Bewirtschaftern, dem Handel, der Gastronomie, Naturschutzvereinen und -behörden; eine enge Zusammenarbeit findet diesbezüglich auch mit dem bereits bestehenden Regionalsiegel „Gutes von hier“ statt.

Besitzen Sie in dieser Region artenreiche Wiesen ohne Bewirtschaftung? Suchen Sie Pächter für diese Flächen oder brauchen Geld und Personal zur Bewirtschaftung? Sie besitzen Tiere, die mehr Weide benötigen oder Sie brauchen mehr Futter für den Winter? Sie suchen einen ortsansässigen Schlachter, eine Gaststätte mit regionalem Angebot oder haben Anregungen zur Vermarktung in der Region?

Wir helfen Ihnen weiter und sind offen für neue Ideen und Vorschläge!

Sie erreichen uns unter:

Naturschutzstation Osterzgebirge e. V.
Henriette Schmidt und Ron Günther
Am Bahnhof 1, 01773 Altenberg
www.naturschutzstation-osterzgebirge.de
Tel.: 035056 23271
schmidt@naturschutzstation-osterzgebirge.de
guenther@naturschutzstation-osterzgebirge.de


Zuständig für die Durchführung der ELER-Förderung im Freistaat Sachsen ist das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL), Referat Förderstrategie, ELER-Verwaltungsbehörde.

Rezept des Monats

Uwe Zocher, Koch auf der Brand-Baude

Bärlauch-Schupfnudeln

Es ist eine spannende Zeit momentan. Alles steht Kopf und die Auswirkungen sind noch nicht absehbar. Doch es geht immer weiter! Für uns und auch für die Natur… Kaum bemerkt ist der Frühling eingezogen und das erste Grün sprießt hier und dort. Und so ist auch der Bärlauch wieder am Wachsen. Mit seinem intensiven Geschmack erfreut er sich immer größerer Beliebtheit. Bringt er doch Abwechslung auf die Speisekarten. Jeder freut sich auf etwas Frisches nach der schmalen Kost im Winter! – Kraut, Bier und Kartoffeln …

Letztere benötigt man, um eine geschupfte Nudel mit Bärlauch herzustellen. „Schupfen“ war im 17. Jahrhundert ein Begriff, der „rollen“ oder „walzen“ meinte. Bei der Schupfnudel handelt es sich also um eine gerollte Nudel aus einem Kartoffel-Mehl-Teig, der in unserem Fall mit Bärlauch verfeinert wird. Für den Teig werden Kartoffeln gekocht und gepellt, dann durch eine Kartoffelpresse gedrückt und mit Mehl, fein gehacktem Bärlauch, Salz, Öl und Eiern zu einem Teig verknetet. Die Hände und die Arbeitsplatte sollten gut bemehlt sein. So arbeitet es sich leichter.

Den Teig nun zu kleinen, Zigarren ähnlichen Rollen formen und in leicht siedendem Salzwasser für ca. 10 Minuten ziehen lassen. Nun die Nudeln abschrecken und in Butter anschwenken. Die Nudeln können als Hauptgericht gegessen werden oder eignen sich prima als Beilage zu vielen Gerichten mit und ohne Fleisch und Fisch.

Auf alle Fälle darf man den Bärlauch nicht einfach sorglos ernten, maximal eine Handvoll für den Eigenbedarf. Im Nationalpark ist das natürlich strikt verboten. Nicht verboten ist das Wandern im nahen Wohnumfeld. Und so freuen wir uns auf die vielen Wandersleute, die einfach die Natur genießen wollen und sich nicht sorgenvoll im Bett rumschupfen. Denn es geht immer weiter, auch nach Corona.

www.brand-baude.de


Anmerkung der Redaktion:

Herr Dora von der Brandbaude saniert seit 2019 das sogenannte „Steinhaus“. Bald werden Ferienwohnungen auf dem Balkon der Sächsischen Schweiz zur Verfügung stehen. Ein gewaltiger Etappenort auch für Malerwegaspiranten. Wir melden uns, wenn die Gastronomie in der Sächsischen Schweiz wieder auf ONLINE schaltet!

Solange helfen vielleicht die Rezepte von Koch Uwe.

Nachgefragt beim Partnerbetrieb Brand-Baude

Michael Dora, Inhaber der Brand-Baude

Seit Sonntag ist es also Realität: Der Betrieb ist vollständig zum Stillstand gekommen. Keine Einnahmen auf unbestimmte Zeit, das müssen wir erstmal realisieren. Es ist so unwirklich: Draußen das schönste Wetter, aber wir haben zu und es halten sich nur ein paar vereinzelte Wanderer auf der Terrasse auf. Und dann stehen die Feiertage an: Ostern und die vier Feiertage im Mai, fallen die auch aus? Dann wird’s wirklich kritisch. Ständig denke ich reflexartig: „Irgendwas stimmt nicht – du machst was falsch – wir können doch nicht einfach NICHTS tun!“
 
Wir sind aber optimistisch – das wird wieder gut und bald sitzen wir wieder mit unseren Gästen auf der Terrasse. Ein klarer Kopf und Besonnenheit sind das Gebot der Stunde. Und es höre bitte niemand auf diverse Verschwörungstheoretiker!
 
Meine Hoffnung: Werden die Versprechen der Bundes- und Landesregierungen eingehalten? Da habe ich eigentlich Vertrauen – aber bleiben wir realistisch: Wie soll die Sächsische Aufbaubank tausende von Anträgen in drei Tagen bearbeiten? Manchmal denke ich, und das möchte ich ganz offen sagen: Die Folgen der Bekämpfung der Epidemie sind deutlich schlimmer als die Folgen des Virus selbst. Ich hoffe, das äußern zu können, ohne gleich angeprangert zu werden.

Aber auch wichtig: Wir sollten Nachsicht und Verständnis mit den Entscheidungsträgern haben. Kein Mensch kann in dieser Situation immer die perfekte Entscheidung treffen. Und oft gibt es keine „richtige“ Entscheidung, durch vernünftige Maßnahmen kann immer auch Schaden angerichtet werden.

Meine Hoffnung nach aller Katastrophe: Werden wir etwas daraus lernen? Ich denke, wir müssen unsere Einstellung, unser Konsumverhalten und vor allem unsere Ansprüche an materielle Dinge neu aufstellen. Die maßlose Globalisierung sowie die ständige Beschleunigung sind mitverantwortlich für derartige Ereignisse. Bescheidenheit ist das Gebot der Zeit.

Wir als Menschen kommen einfach nicht mehr mit! Da erhebt sich die Frage: Sind Systeme wichtiger als Menschen?


Anmerkung der Redaktion: Nicht nur die Brand-Baude braucht wieder Gäste.

Impressum

Eine Gemeinschaftsinitiative von:
Staatsbetrieb Sachsenforst Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz / An der Elbe 4, 01814 Bad Schandau / Ansprechpartner: Jörg Weber / Tel. 035022 – 900613, Fax 035022 – 900666 / joerg.weber@smul.sachsen.de / www.nationalpark-saechsische-schweiz.de

Verein Landschaf(f)t Zukunft e. V. / Ulrike Funke, Geschäftsführung / Regionalmanagement Sächsische Schweiz / Ansprechpartner: Kathleen Krenz / Siegfried-Rädel-Str. 9, 01796 Pirna / Tel. 03501 – 4704873, Fax 03501 – 5855024 / kathleen.krenz@re-saechsische-schweiz.de / www.re-saechsische-schweiz.de / www.gutes-von-hier.org
„Zuständig für die Durchführung der ELER-Förderung im Freistaat Sachsen ist das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL), Referat Förderstrategie, ELER-Verwaltungsbehörde.“

Bild Titelseite: Blick zur großen Hunskirche am Papststein, Foto: Elisa-Theres Weber
Newsletter „SandsteinSchweizer“ / 121. Ausgabe, April 2020 / Redaktion: Jörg Weber / Für den Inhalt der einzelnen Artikel zeichnen die jeweiligen Autoren verantwortlich. / Satz und Layout: TARADESIGN, Pirna
Fotos: E. Weber, J. Weber, F. Strohbach, K. Jaensch, U. Augst, H. Schmidt, Y. Bergmann, K. Krenz und Hp. Mayr

Diese Veröffentlichung wird finanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.
Den Sandsteinschweizer gibt es auch als Druckversion.
Der Nationalpark ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln – S-Bahn, Städtebahn, Bus und Fähre – erreichbar. Informieren Sie sich!

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